Das Graue Langohr hat außergewöhnlich lange Ohren, mit einem breiten Ohrdeckel. Das Rückenfell dieser Tierart ist lang und grau, welches manchmal braune Einschläge aufweist. Der Bauch ist hellgrau bis weißlich gefärbt und ist deutlich vom Rückenfell abgesetzt. Diese Art lässt sich leicht mit dem Braunen Langohr verwechseln. Das Graue Langohr lässt sich unter anderem anhand der kleineren Daumenkralle und des kleineren Daumens erkennen.
Das Graue Langohr gilt als typische Dorffledermaus. In Mitteleuropa werden Jagdgebiete in warmen Tallagen, Siedlungen, Gärten, sowie extensiv bewirtschaftetes Agrarland bevorzugt. Größere Waldgebiete werden wohl gemieden. In Europa ist diese Art weit verbreitet. In Thüringen selbst kommt diese Art recht selten vor. Die meisten Nachweise gibt es in Südwestthüringen und im Saaletal.
Die Sommerquartiere findet das Graue Langohr oft in den Hohlräumen von Dachstühlen und Fassaden von Gebäuden in warmen, strukturreichen Regionen. Diese Art weist aufgrund ihrer bevorzugten Quartierwahl eine starke Siedlungsbindung auf. Im Sommer werden die Quartiere regelmäßig gewechselt, weshalb ein zusammenhängender Quartierverbund für den Artenschutz essentiell ist. Die Männchen sind in einer Vielzahl von unterschiedlichen Quartieren anzutreffen, so werden beispielsweise auch Widerlager unter Brücken genutzt. Vogel- und Fledermauskästen werden aber nicht gewählt.
In Thüringen gibt es viele Sommerquartiere in der Rhön und im Saaletal. Hier finden sich die meisten Quartiere und Wochenstuben in Kirchen, Ställen und alten Wirtschaftsgebäuden.
Wie bei dem Braunen Langohr liegen die Jagdgebiete mit einer maximalen Distanz von 5,5 km nahe an den Quartieren. Im Gegensatz zum Braunen Langohr weisen die Jagdgebiete mit bis zu 75 ha eine größere Fläche auf.
Als Winterquartiere werden eher kalte, trockene Höhlen, Keller und Felsspalten gewählt, die bevorzugten Hangplätze der Fledermäuse befinden sich in der Nähe des Eingangs. Daher gilt das Graue Langohr als eher winterharte Fledermausart. Die Winterquartiere konnten in allen Landesteilen Thüringens, außer in den Höhenlagen der Mittelgebirge, nachgewiesen werden. Auch hier zeigt sich die Siedlungsgebundenheit dieser Art, da selten Höhlen und Stollen außerhalb menschlicher Siedlungen als Winterquartier gewählt werden. Für die Überwinterung werden auch geeignete Sommerquartiergebäude genutzt.
Bis in die 1970er Jahre hinein wird eine Bestandsabnahme dieser Art in Thüringen angenommen. Seit den 1990er Jahren kann eine Erholung der Population bis in die 2000er Jahre beobachtet werden. Seitdem nimmt die Populationsgröße stetig wieder ab.
Das Graue Langohr ist vor allem durch den Verlust von Quartieren gefährdet. Meist führen die Sanierung und der Abriss von Dachstühlen und Kellern sowie die Aufgabe landwirtschaftlicher Nebenerwerbsbetriebe zur langfristigen Verminderung des Quartierangebots. So gehen viele wertvolle Quartiere im ländlichen Raum verloren und dadurch wird der Quartierverbund beschädigt. Dieser ist notwendig, da das Graue Langohr im Sommer oft das Quartier wechselt. Darüber hinaus ist der Pestizideinsatz im Gartenbau schädlich. Als Schutzmaßnahmen eignen sich der Schutz und Erhalt der bereits bekannten Kolonien und Jagdgebieten und die Verwendung fledermausfreundlicher Holzschutzmittel oder der Verzicht von Pestiziden im Gartenbau. Jagdgebiete können mit der Konservierung von Obstwiesen oder extensiv genutztem Grünland erhalten werden.